Die Feuerwehr: Brandeinsätze mit Folgen

Systemisches Gesundheitsversagen im Feuerwehrdienst:

Einsatzhygiene eingeführt – aber das eigentliche Problem bleibt unbehandelt

Die Geschichte der Einsatzhygiene in Deutschland ist ein klassisches Beispiel für die Trägheit sicherheitskritischer Systeme. Obwohl seit Jahrzehnten bekannt ist, dass Einsatzkräfte im Brandeinsatz hochtoxischen Schadstoffen ausgesetzt sind, dauerte es bis weit in die 2010er-Jahre hinein, bis flächendeckend überhaupt erste strukturelle Hygienemaßnahmen etabliert wurden.

Erste Fachpublikationen, Empfehlungen und Forschungsergebnisse, die auf die Gefährlichkeit gasförmiger Brandbegleitstoffe hinwiesen, lagen bereits in den 1980er- und 1990er-Jahren vor. Und doch tat sich über Jahre nichts. Erst mit dem Aufkommen gezielter Aufklärung durch Initiativen wie FeuerKrebs gUG, durch Studien der DGUV, Publikationen der vfdb, aber auch durch das Engagement von Einrichtungen wie dem GAS Technologiezentrum, setzte ab etwa 2010 eine breitere Sensibilisierung ein.

Besonders das GAS Technologiezentrum war frühzeitig involviert: durch toxikologische Untersuchungen, Verfahrensentwicklungen zur Sanierung und aktive Unterstützung der politischen und wissenschaftlichen Anerkennung von Berufskrankheiten bei Feuerwehrleuten, auch auf europäischer Ebene.

Bis zur tatsächlichen flächendeckenden Einführung der Einsatzhygiene – also Schwarz-Weiß-Trennung, kontaminationsfreier Transport, getrennte Reinigungssysteme und Wechselkleidung – vergingen jedoch noch weitere acht bis zehn Jahre. Die heute geltenden Standards wurden erst ab 2020 langsam in die Fläche getragen – und auch jetzt noch gibt es gravierende Unterschiede zwischen Berufs- und Freiwilligen-Feuerwehren, zwischen Bundesländern, ja sogar zwischen einzelnen Städten.

Wer dieses Zögern kennt, weiß: Die Dekontamination der Fahrzeuge wird noch viel länger brauchen

Denn so wichtig die Einführung der Einsatzhygiene war – das eigentliche Problem wurde damit nicht gelöst. Denn nicht die Kleidung, sondern das Fahrzeug ist der eigentliche Hauptüberträger toxischer Substanzen im Feuerwehralltag.

Was toxikologisch seit Jahrzehnten belegt ist, wird in der Praxis systematisch verdrängt: Bei jedem Brandeinsatz – insbesondere im Freien, etwa auf Industriehöfen, Müllplätzen oder in Vegetationszonen – entsteht ein Kontaminationsradius von bis zu 1.200 Metern. In diesem Bereich liegen die Konzentrationen toxischer Brandbegleitstoffe deutlich oberhalb gesundheitlicher Grenzwerte. Und genau dort stehen Einsatzfahrzeuge – oft mit geöffneten Türen, laufenden Lüftern, offenen Dachluken oder Fensterklappen.

Das Ergebnis: Eine massive, tiefenwirksame Innenraumkontamination, die sämtliche Materialien betrifft:

  • Polster
  • Verkleidungen
  • Armaturen
  • Belüftungssysteme
  • Elektronik
  • Aggregate
Diese Fahrzeuge werden nach dem Einsatz nicht dekontaminiert, sondern einfach weiterverwendet – meist sogar als Transport- und Aufenthaltsräume, in denen sich die Einsatzkräfte ohne Schutzkleidung aufhalten.

Das ist der entscheidende Punkt: Die Schutzkleidung wird ausgezogen – aber dann steigt man in das kontaminierte Fahrzeug ein. Und stellt es später in die Fahrzeughalle. Wo es weiterhin Schadstoffe abgibt.

Ein Systemfehler mit Ansage – und mit tödlichen Folgen

Die toxikologische Langzeitwirkung dieser Substanzen ist umfassend dokumentiert: Sie wirken

  • kanzerogen (krebserregend)
  • neurotoxisch (nervenschädigend)
  • reproduktionsschädigend
  • und können chronische Atemwegserkrankungen auslösen.
Trotzdem werden diese Fahrzeuge nicht professionell saniert, sondern lediglich optisch gereinigt oder in manchen Fällen mit Ozon „behandelt“ – was toxikologisch wirkungslos oder sogar kontraproduktiv ist. Das Fahrzeug bleibt kontaminiert – und damit ein Dauerüberträger.

Dass Feuerwehrleute eine signifikant höhere Sterblichkeitsrate aufweisen – insbesondere an bestimmten Krebsarten – ist nicht neu. Aber es ist nach wie vor systemisch ignoriert.

Warum das nicht geändert wird? Es geht – wie immer – um Geld

Die Dekontamination von Einsatzfahrzeugen ist heute technisch möglich, toxikologisch begründet und durch Verfahren wie jene des GAS Technologiezentrums fachlich anerkannt.

Was fehlt? Der Wille, sie auch einzusetzen. Denn wer eine Dekontamination durchführt, muss sie abrechnen. Und das ist vielen Kommunen oder Leitungen „zu teuer“.

Dabei ist es einfach: Ein Einsatz kostet Geld. Genauso wie Material, Atemluft oder Schläuche. Und genau so muss auch die Sanierung des Fahrzeugs abgerechnet werden – als Teil des Einsatzes. Das ist organisatorisch problemlos möglich. Es ist auch sachlich und rechtlich vertretbar.

Was fehlt, ist nur der politische Wille – und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.

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Vielleicht ist dies die geeignete Stelle, um auf unser TOP-Thema »Übersterblichkeit bei der Feuerwehr« hinzuweisen und Ihnen gleichzeitig die Initiative »FeuerKrebs« ans Herz legen, welche betroffene Feuerwehrleute unterstützt. Bei Interesse einfach die folgenden Links nutzen:

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FeuerKrebs.de

Übersterblichkeit bei der Feuerwehr

Beispiel Ruhrgebiet: Vertuschung statt Prävention

Nach einem Großbrand im Ruhrgebiet wurde ein einziges Einsatzfahrzeug professionell dekontaminiert – obwohl allen Beteiligten klar war, dass mehrere Fahrzeuge im Gefahrenbereich standen. Als das GAS Technologiezentrum diesen Fall – sachlich und ohne jede Bewertung – öffentlich dokumentierte, wurde versucht, die Veröffentlichung zu unterbinden. Unter dem Vorwand, das Feuerwehr-Logo sei „urheberrechtlich geschützt“, sollte ein Beitrag über das Thema selbst verhindert werden.

Das zeigt, worum es hier wirklich geht: Nicht um Gesundheit. Nicht um Schutz. Sondern um Kontrolle und Kostenvermeidung.

Fazit: Wer heute nichts tut, tut es wissentlich

Die Dekontamination von Einsatzfahrzeugen ist nicht optional, sondern toxikologisch zwingend notwendig. Wer sie unterlässt, nimmt Gesundheitsrisiken bewusst in Kauf. Und wer das aus Kostengründen systematisch ignoriert, trägt Mitverantwortung an den Erkrankungen und Todesfällen, die daraus entstehen.

Die Feuerwehr hat in den letzten Jahren viel gelernt. Die Einführung der Einsatzhygiene war ein Anfang. Aber sie darf nicht das Ende sein. Denn wer nur Kleidung wechselt, aber in ein kontaminiertes Fahrzeug steigt, bleibt dauerhaft exponiert.

Jetzt ist die Zeit, zu handeln.

Videos

An dieser Stelle werden wir immer wieder Videos über die Sanierung von Fahrzeugen und Gerätschaften der Feuerwehr veröffentlichen. So kann sich jeder Sachverständige und besonders die betroffenen Menschen bei der Feuerwehr ein Bild davon machen, was möglich und eigentlich nötig ist.

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    Drehleiter im Säurenebel

    Veröffentlicht am: Montag, 1. September 2025

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    Sanierung nach Hallenbrand

    Veröffentlicht am: Donnerstag, 21. August 2025

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    Großbrand auf dem Schrottplatz

    Veröffentlicht am: Mittwoch, 30. Juli 2025

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    Feuerwehr-Oldtimer

    Veröffentlicht am: Mittwoch, 30. Juli 2025

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    Der Wind hat sich gedreht

    Veröffentlicht am: Montag, 1. Juli 2024

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Hintergrundbild von Hermann Kollinger auf Pixabay

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