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Öl-/Latexfarbeimer auf PKW vergossen

30. August 2011

Auf den ersten Blick gar nicht so schlimm - für die ersten Aufnahmen bitte auf das Bild klicken.

Wie üblich erreichen uns jeden Tag dutzende Mails mit Anfragen von verschiedenen Sachverständigen und Geschädigten. Als wir die Mail zu diesem Schadenfall öffneten war es jedoch mal wieder soweit. Der zuständige Sachverständige hatte es geschafft mit seinen aussagekräftigen Fotos uns kurzzeitig in einen Schockzustand zu versetzen.

Es bot sich ein Anblick des Schreckens: im Rahmen eines Vandalismus-Schadens wurde ein bis dato unbekanntes Farbgemisch - vermutlich direkt aus einem Eimer - auf das Fahrzeugdach eines schwarzen Hyundai verschüttet.

Der Weg nach hinten - für alle Aufnahmen bitte auf das Bild klicken.

Die zu dem Zeitpunkt von der Konsistenz her noch flüssige Farbe hatte sich gemäß dem Gesetz der Schwerkraft ihren Weg nach unten gesucht. Nachdem die Dachreling überschwemmt war, floß ein Teil der Farbe nach hinten über das Seitenteil und die Heckscheibe, ein Teil der Farbe verlief über die A-Säule nach vorne.

Dort setzte sich die Farbe in das Fenstergummi der Frontscheibe, verteilte sich "brav" über die Schachtleisten, tränkte dabei beide Wischerblätter und Wischerarme um sich dann mit den letzten Ausläufern & Spritzern schön gleichmäßig auf die Innenseite der Motorhaube, des Motorraums sowie den rechten Kotflügel zu verteilen.

Der Weg nach rechts - für alle Aufnahmen bitte auf das Bild klicken.

Der Großteil der verschütteten Farbe jedoch floß über die Dachreling hinaus, hinunter auf die Beifahrertür, tränkte dabei die filzähnliche Führungsschiene des Fensters, die ebenfalls filzähnliche Schachtleiste der Fensters und lief dann in den Hohlraum der Tür, bis die Farbe letztlich wieder unten an den Bohrungen, die zum Austritt der Hohlraumversiegelung dienen, hinauskam.

Die Farbe, die nicht in den Hohlraum drang lief logischerweise außen an dem Spiegel entlang, über und in den Türgriff, über das Blech sowie die Plastikverkleidung der seitlichen Zierleisten bis hinunter an den Spritzschutz des Vorderrads.

Der Weg nach hinten - für alle Aufnahmen bitte auf das Bild klicken.

Das alles wäre kein Problem gewesen, wenn wir gewußt hätten, um welche Farbe es sich gehandelt hätte.

Im Normalfall reicht der Sachverständige ein DIN-Sicherheitsdatenblatt ein. Anhand dieser Unterlagen kann das Labor bestimmen wie der Reiniger zusammengesetzt werden muss, der diese Farbe dann rückstandslos entfernen kann. Hier jedoch hatten Unbekannte unbekannte Farbe verschüttet - wie sollte der Sachverständige hier ermitteln um welche Farbe es sich handelt?

Eine eigentlich aussichtslose Situation.

Jedoch wurde richtig gehandelt und der Sachverständige unternahm nicht in Eigenregie Reinigungsversuche mit irgendwelchen Chemikalien, sondern man kontaktierte uns unmittelbar und fragte um Hilfe.

Keine einfache Aufgabe - für alle Aufnahmen bitte auf das Bild klicken.

Nachdem das Auto nach Soest verbracht worden war, kamen unsere Oberflächentechniker zusammen mit dem Lacksachverständigen Retkowski zu dem Schluss, dass es sich bei der Farbe um ein Mischung aus Latex- und Ölfarbe handeln müsste.

Mit einem auf die schnelle zusammengesetzten Reiniger wurden dann die Oberflächen Stück für Stück bearbeitet. Da der Reiniger nicht wie sonst individuell und konkret auf die Verunreinigung zugeschnitten war, konnte nicht sichergestellt werden, dass sich alle Oberflächen von den Antragungen rückstandslos befreien lassen würden, wobei besonders kritisch die Plastikverkleidungen zu sehen sind (Schachtleiste Frontscheibe, Zierleiste Beifahrertür sowie Außenspiegel und Spiegeldreieck rechts).

Erfreulicherweise konnten sich alle Kunststoffoberflächen fachgerecht sanieren lassen.

Auftrag erledigt - für alle Aufnahmen bitte auf das Bild klicken.

Bei regulären Farbnebelschäden, die durch Verwehungen bzw. Wind und Thermik entstehen, ist unser Verfahren so ausgelegt, dass die Punkte in allen Ritzen und Spalten entfernen lassen, ohne dass eine Demontage notwendig ist.

In diesem besonderen Fall, war nach näherer Betrachtung definitiv klar, dass Tür, Kotflügel und Haube demontiert werden mussten, um die Farbe auch aus den letzten Winkeln und Ecken vollständig entfernen zu können. Dass hier Fingerfertigkeit und handwerkliches Geschick von Nöten war, bedarf eigentlich keiner extra Erwähnung.

Der Umstand jedoch, dass es wirtschaftlich absolut nicht effektiv wäre jede einzelne Faser der Führungsschiene und der Abdeckung zu sanieren, sorgte dafür, dass diese beiden Bauteile und ein Satz neuer Wischerblätter (nicht jedoch die Wischerarme) als Neuteile verbaut wurden.

Noch ein paar letzte Aufnahmen - bitte auf das Bild klicken.

Als wir diesen Umstand dem Sachverständigen mitteilten war die Freude groß: "Ich bin stolz auf Euch!", war seine Antwort und er freute sich über die schnelle Erledigung dieses Problemfalls. Die Versicherung freute sich über die erheblichen Einsparungen, denn durch unser Verfahren mussten keine teuren Bauteile erneuert und das Fahrzeug nicht nachlackiert werden.

Dies wiederum war auch für den Besitzer die beste Variante. Nicht nur weil er so nach 2 Arbeitstagen sein Auto wieder hatte (bei einer Nachlackierung hätte alleine der Lack zwei Tage trocknen müssen) sondern hinzukommend konnte so vermieden werden, dass irgendwelche bösen Überraschungen ihn in naher Zukunft heimsuchen werden (Staubeinschluss, Orangenhaut, Farbunterschied, Rostbildung etc.)

Auch unsere Oberflächentechniker waren zufrieden. Diese Herausforderung hatten sie erfolgreich gemeistert und warten gespannt auf den nächsten spektakulären Schadenfall.

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